Oft sehe oder höre ich von Tauchschulen, die eine Ausbildung zum Tauchlehrer gegen Mitarbeit anbieten. Auf den ersten Blick keine schlechte Idee - kostet die Ausbildung doch immerhin zwischen 3000 und 6000 Euro! Bevor du dich jedoch auf ein solches Angebot einlässt, lies bitte diesen Blogpost bis zu Ende. Das rate ich vor allem denjenigen, die noch gar keine Taucherfahrung haben und die sogenannte "From zero to hero"-Nummer durchziehen wollen; die also quasi über keinerlei Tauchschein/OWD verfügen, sich jedoch direkt zum Tauchlehrer ausbilden lassen möchten.
Eines vorweg: Ich habe schlechte Erfahrungen mit dem Modell "Ausbildung gegen Mitarbeit" gemacht und bin daher kein Fan mehr davon. Klar, es gibt auch Vorzüge bei diesem Konzept - dennoch würde ich davon abraten. In der unten stehenden Infobox findest du darüber hinaus noch einen weiteren Link zu einem anderen Post, der sich diesem Thema widmet.
Pro | Contra |
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Relativ viel Erfahrung nach der Ausbildung im Vergleich zu reinen Kursen | Kein oder kaum Verdienst während der Ausbildung |
Gute Chancen nach der Ausbildung einen Job zu finden | Trotzdem hohe Ausgaben für Ausrüstung (falls nicht bereits) vorhanden |
Kontakte zur lokalen Tauchbranche geknüpft | Extrem viel Arbeit, wenig Freizeit |
Anfallende hohe Kosten sind trotz allem oft selbst zu tragen |
Eine Ausbildung zum Tauchlehrer bringt neben den reinen Kursgebühren noch etliche Nebenkosten mit, die abhängig vom Verband sehr hoch sein können.
Zum Beispiel:
Das sind nur zusätzliche Ausgaben, die direkt für die Ausbildung anfallen. Neben den Dingen, die du für die Ausbildung brauchst, hast du natürlich noch weitere Kosten wie beispielsweise:
Unterkunft und Verpflegung werden manchmal gestellt, aber eben nicht immer. In meinem Fall wurde mir die Unterkunft gestellt, um die Verpflegung musste ich mich allerdings selbst kümmern.
Als Finanzpolster würde ich deshalb - abhängig davon wo du bist - nochmal mindestens 4.000-6.000 Euro extra einplanen, etwas weniger, falls du schon die komplette Ausrüstung besitzt.
Meistens wirst du morgens einer der Ersten sein, die in der Tauchschule sind - und einer der Letzen, die diese abends wieder verlassen. Gearbeitet wird fünf bis sechs Tage die Woche. In der Hochsaison ist es nicht unwahrscheinlich, dass du ein paar Wochen ohne freie Tage durcharbeiten werden musst. Da man dir als Anfänger keine Tauchschüler anvertrauen wird, musst du gewillt sein, vor allem in der Anfangszeit viele undankbare Aufgaben erledigen: Basis putzen, Flaschen füllen, Ausrüstung warten, Kunden werben usw.
Relativ schnell wirst du aber auch anfangen, Tauchgänge eines anderen Tauchlehrers zu begleiten und unter dessen Aufsicht Briefings machen.
Sobald du die nötigen Kurse gemacht hast und dich an den Tauchplätzen auskennst, wird man dich deine eigenen Tauchgruppen guiden lassen. Dazu musst du jedoch schon Diveguide oder Dive Master sein.
Wenn du nun allerdings glaubst, der Tag wäre nach 8-10 Stunden vorbei, hast du dich geschnitten. Oft wirst du bis in die Nacht Theorie büffeln, Vorträge vorbereiten, Übungen durchgehen und so weiter. Kurz: Es gibt eine menge Hausaufgaben zu machen.
Bezahlung? Welche Bezahlung? Als Vergütung für deine Mitarbeit bekommst du schließlich die Ausbildung! Manche Anbieter geben im besten Fall noch ein kleines Taschengeld oder eine Kommission, für Ausrüstung und Kurse, die du verkaufst.
Mein Deal war damals z.B.: Unterkunft wurde gestellt und ich bekam eine Provision für Schnuppertauchkurse, die ich an Kunden vermittelt hatte.
Falls du immer noch vor hast, dich auf einen solchen Deal einzulassen, hier ein paar Denkanstöße: Frage nach, was der Deal alles beinhaltet! Vor allem wenn man frisch in der Branche ist, fehlen dazu oft Informationen oder ein Überblick.
Mein Tipp: Schreibe alles, was ausgemacht wurde auf und lass es von deiner Tauchschule abzeichnen. Ich habe selbst erlebt, dass manche Dinge einfach zu gerne "vergessen" wurden.
Meine Erfahrungen mit dem System "Ausbildung gegen Mitarbeit" waren schlecht. Vieles hatte natürlich auch mit der Tauchschule zu tun. Obendrein bin ich auch deutlich zu blauäugig an die Sache ran gegangen. Nach fünf Wochen war ich wieder in Deutschland - ohne Ausbildung und ohne kaum Tauchgänge gemacht haben zu können.
Gruß,
Felix