In der Ausbildung zum Tauchlehrer lernt man, dass der einzig wirklich wichtige Stakeholder in der gesamten Tauchbranche der Kunde ist - also DU! Ja, genau DU! Und da du mit der wichtigste Mensch in der Tauchbranche bist, liegt es an dir, dafür zu sorgen, dass die wunderbaren Tauchspots auf unserer Welt erhalten bleiben. Uff! Das klingt nach einer Menge Verantwortung und Arbeit. Aber keine Panik! Du wirst sehen, dass du dir dein Leben durch aktiven Umweltschutz selbst erleichterst und sogar das Tauchen für dich noch sicherer machst. Ohne extra Aufwand!
Eine gute Tarierung ist der beste Schutz für die Umwelt und für dich.
Warum: Wenn du deine Wasserlage perfekt kontrollieren kannst, schlägst du nicht aus Versehen im Riff ein, brichst Korallen ab oder machst aus Versehen irgendetwas platt.
Vorteil für dich: Eine perfekte Tarierung wirkt sich positiv auf deinen Luftverbrauch aus. Je weniger du über deine Tarierung nachdenken musst, desto weniger stresst dich dieses Thema. Außerdem können z.B. Hartkorallen verdammt scharf sein und man kann sich leicht an ihnen schneiden. Mit einer perfekten Tarierung verringerst du also auch dein Verletzungsrisiko.
Was der Taucher in dem Video macht geht so gar nicht - er hält sich am Riff fest und tritt mit seinen Flossen noch ordentlich rein. Die Anemonen im Video tragen bei sowas natürlich weniger Schaden davon als Korallen. Trotzdem ist dieses Verhalten ein NoGo. Korallen wären, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, abgebrochen.
Mein Tipp: Falls du Probleme mit der Tarierung hast, empfehle ich dir einen Tarierungskurs zu machen. PADI oder SSI bieten solche Kurse an.
Die Energie deines Flossenschlags geht teilweise über mehrer Meter hinweg noch in den Boden
Warum: Abhängig davon wie nahe du bist und wie kräftig du schlägst, kannst du Korallen abbrechen ohne diese überhaupt zu berühren.
Im Sandboden leben außerdem viele Pflanzen und kleine bzw. Kleinstlebewesen. Wenn du mit deinem Flossenschlag Dreck und Sedimente aufwirbelst, kann es dazu führen, dass eben diese kleinen Lebewesen vom Sand bedeckt werden sobald sich dieser wieder absetzt. Die Folge davon ist, dass diese dann ersticken können.
Vorteil für dich: Wenn du durch deine Flossenschläge keinen Dreck aufwirbelst, bleibt die Sicht klar. Dein Buddy wird dir also auch danken, wenn du auf deine Flossenschläge achtest.
Mein Tipp: Versuchs mal mit einem sogenannten Frog-Kick
Man findet immer wieder Plastiktüten, Dosen, Flaschen, Reste von Fischernetzen usw. im Meer, die müssen weg.
Auf ein Korallenriff würdest du dich doch hoffentlich ohnehin nicht mit Absicht setzen, oder? Und wie sieht es mit einem Sand oder Felsboden aus?
Warum: Auch hier solltest du Vorsicht walten lassen. Oft sitzen im Boden Tiere, die man nicht so ohne weiteres sieht. Z.B. Steinfische. Setzt du dich auf einen solchen, wird das Tier gestresst, verletzt oder sogar getötet.
Vorteil für dich: Du minimierst dein Verletzungsrisiko, wenn du dich nirgendwo hin setzt.
Eigentlich weißt du das schon. Nichts anfassen sollte eigentlich in jedem OWD Kurs unterrichtet werden, trotzdem sehe ich immer wieder, dass die Leute alles betatschen müssen.
Warum: Die Tiere anzufassen stresst sie und du kannst sie damit schwer verletzen, auch wenn es nicht so aussieht. Viele Fische verfügen über schützende Schleimschichten. Berührst du diese, zerstörst du sie evtl. und machst sie somit anfällig für Bakterien und andere Krankheiten
Vorteil für dich: Wenn du nichts anfasst, fasst du auch sicher nichts Giftiges an.
Nimm keine Souvenirs mit, keine Muscheln vom Strand, keine toten Korallen, keine Tiere egal ob tot oder lebendig.
Warum: In der Natur wird alles wiederverwertet. Z.B. dienen leere Muscheln Einsiedlerkrebsen als Behausung oder abgestorbene Korallen werden von Mikroorganismen besiedelt oder gefressen.
Vorteil für dich: In vielen Ländern ist es sogar illegal Souvenirs aus dem Meer mitzunehmen. Wenn nichts mitnimmst, vermeidest du automatisch unangenehme Situationen am Flughafen. Außerdem sieht man nicht immer auf den ersten Blick ob das Tier wirklich tot oder die Muschel leer ist und das kann böse enden.
Nutze markierte Einstiege, falls vorhanden.
Warum: Bereits in Ufernähe, also dort wo du noch gar nicht schwimmen kannst und laufen musst, können schon Korallen wachsen. Selbst wenn dort keine Korallen vorhanden sind, gibt es sehr oft irgendeine andere Form von Unterwasser Flora und Fauna, die geschützt werden muss. Häufig sind die Uferregionen Nist- und Brutplätze für Tiere.
Vorteil für dich: Markierte Einstiege sagen dir wo du problemlos ins Wasser kannst. Meistens ist es dort ohnehin am einfachsten rein und wieder raus zu kommen.
Man findet immer wieder Plastiktüten, Dosen, Flaschen, Reste von Fischernetzen usw. im Meer, die müssen weg.
Warum: Speziell Plastiktüten und alte Fischernetze sind extrem gefährlich. Plastiktüten werden z.B. von Schildkröten oft mit Quallen verwechselt und gefressen. Einerseits ist Plastik giftig. Andererseits kann Plastik nicht verdaut werden und bleibt im Magen der Tiere hängen. Dadurch verkleinert sich das Magenvolumen der Tiere dauerhaft. Diese können dann weniger Nahrung aufnehmen, weshalb sie früher oder später langsam verhungern.
Bei übrig gebliebenen Fischernetzen hingegen, kommt es oft vor, dass sich Schildkröten verfangen und ertrinken, weil sie nicht mehr zum Luft holen auftauchen können. Die Schildkröte auf den Fotos z.B. wurde bei uns am Strand gefunden und hatte Wasser in der Lunge was auf Ertrinken schließen lässt.
Achtung: Beim Einsammeln von Müll musst du maßvoll sein. Manchmal ist der Müll schon so lange im Wasser, dass er eingewachsen ist. Dann ist es besser, den Müll nicht herauszureißen, sondern von z.B. Plastiktüten nur das entfernen, was sich einfach abreisen oder abschneiden lässt ohne dabei Schaden anzurichten.
Auch wenn es schön aussieht, viele Fische um dich herum oder am Boot zu haben, lass es.
Warum: Fische halten das Riff sauber. Sie fressen z.B. die Algen und Parasiten von Korallen und ermöglichen es dem Riff immer weiter zu wachsen und gesund zu bleiben. Sobald Fische gefüttert werden, gewöhnen Sie sich an den neuen Speiseplan und fressen nicht mehr, was sie eigentlich fressen sollten. Somit haben es Algen und Bakterien leichter sich zu verbreiten und das Riff wird nachhaltig geschädigt.
Unterstütze die, die sich wirklich um die Umwelt kümmern
Tauchschule ist nicht gleich Tauchschule, deshalb solltest du speziell in Gegenden, in denen du eine große Auswahl hast, deine Basis auch nach Umweltkriterien aussuchen. Eine Basis, die sich auf die Fahne geschrieben hat möglichst schonend mit der Umwelt umzugehen, muss auch nicht zwingend teurer sein als die anderen Basen in der Umgebung. Speziell wenn viel Konkurrenz vor Ort ist, dürften die Preisunterschiede gering sein.
Kriterien könnten z.B. sein:
Denke immer daran: Du als Kunde bist der wichtigste Stakeholder in der Tauchindustrie. Die Tauchschule braucht dein Geld. Solltest du also Misstände beobachten, sprich die Crew ruhig darauf an. Wenn sich nichts tut, such dir einen anderen Laden.
Manchmal werden Unterwasser Aufräumaktionen von Tauchschulen durchgeführt, beteilige dich daran.
Warum: Wie bereits gesagt: Plastik, Netze und anderer Müll, der nicht ins Meer gehört, schädigt langfristig die Umwelt. Mit jedem Cleanup hilfst du ein bisschen was des Mülls zu beseitigen
Vorteil für dich: Du bekommst Tauchgänge zu vergünstigten Preisen oder sogar umsonst, du lernst die Umgebung noch ein bisschen besser kennen, sammelst Erfahrung und lernst neue und gleichgesinnte Leute kennen.
Lass uns gemeinsam so viele Leute wie möglich erreichen.
Viele Umweltverstöße geschehen aus Unachtsamkeit oder Unwissen, nicht aus böser Absicht. Je mehr Leute für dieses Thema sensibilisiert werden, desto besser. Also teile diesen Artikel in deinen Sozialen Netzwerken oder per Mail mit deinen Freunden.
Ich habe diesen Artikel auf auch Englisch hier veröffentlicht.
Für Deutschsprachige Leser sind die Leitlinien des VDST eine gute Quelle zum Thema Umweltschutz.
Wer kein Deutsch spricht, kann sich mal bei Green Fins informieren.
Habe ich etwas vergessen? Hast du noch gute Tipps? Dann hau's mir in die Kommentare und vergiss nicht zu teilen.
Danke fürs Lesen.
Gruß
Felix