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Wandern auf dem Lechweg

Gepostet von: Felix Dziekan | in: Reiseblog | zuletzt geändert: Aug 02, 2020Tags:

"Hohe Berge, weite Täler, klare Flüsse und blaue Seen, dazu ein paar Naturschutzgebiete, alles wunderschön" so beginnt das Lied "1000 gute Gründe" der Toten Hosen und auch wenn die Hosen hier über Deutschland singen und das Lied politischer Natur ist, beschreibt diese Zeile doch ganz gut was dich am Lechweg erwartet. 

Doser Wasserfall am Lechweg

Fakten zum Lechweg

Zuerst einmal ein paar Fakten: Der Lechweg erstreckt sich vom Formarinsee in Österreich bis nach Füssen in Deutschland. Er ist circa 125 Kilometer lang, hat ungefähr 4.300 Höhenmeter im Aufstieg und schätzungsweise 5.400 Höhenmeter im Abstieg. Die Höhenmeter musst du natürlich - zum Glück - nicht an einem Stück überwinden. 

Insgesamt ist der Lechweg sehr einfach zu bewandern und selbst für jemanden, der untrainiert ist wie ich, kein Problem. Je nachdem wie viel Zeit du hast oder wie fit du bist, gibt es auf der Lechweg Homepage drei unterschiedliche Etappenvorschläge. 

  • Variante 1 ist die sportliche Variante und in sechs Tagen zu meistern
  • Variante 2 ist die klassische Variante und in sieben Tagen zu laufen 
  • Variante 3 ist die gemütliche Variante und in acht Tagen zu schaffen

Ich bin mit meinem Kumpel zusammen die sportliche Variante gelaufen. Leider muss ich gestehen, dass ich nach der vierten Etappe abgebrochen habe. Das Wetter war mir einfach zu schlecht, denn es hat heftig geregnet. Dabei verwandelt sich Lech leider von dem türkisblauen, wunderschönen Fluss in eine reißende braune Dreckbrühe.

Da für mich das Wandern nur die Hälfte des ganzen Spaßes ausmacht und die andere Hälfte das Fotografieren ist, bin ich nach der vierten Etappe heim gefahren. Ich werde aber ganz sicher die beiden letzten Etappen irgendwann auch noch laufen - sobald ich Zeit dafür habe.

Anreise

Am schlausten ist es, mit dem Auto oder der Bahn anzureisen. Mit dem Auto fährst du idealerweise bis nach Füssen und lässt es dort stehen. Mit der Bahn kannst du bis nach Reutte in Österreich fahren. Von Füssen (oder von Reutte) aus geht es dann per Bus bis zum Formarinsee in Tirol. Von Füssen aus dauert die Fahrt etwa zweieinhalb Stunden und kostet circa 20 bis 30 Euro.

Formarinsee

Wandern

Den Lechweg zu bewandern ist, wie gesagt, meistens recht einfach. Es gibt aber auch ein paar Aufstiege, die es in sich haben. Außerdem sind die Pfade manchmal etwas schmal und holprig. So gut wie immer kommt man jedoch sehr gut durch. Bei Regen kann der Weg teilweise ziemlich matschig und rutschig werden, speziell wenn es bergab geht. Gute Wanderschuhe sind hier also Pflicht. 

Während deiner Wanderung wirst du auf alle möglichen Arten von Wegen treffen. Von breiten, betonierten Straßen über Schotter- und Feldwege bis hin zu kleinen Trampelpfaden, die sich durch den Wald schlängeln, ist eigentlich alles dabei. Aber egal auf welchen Wegen du gerade unterwegs bist - alles ist super ausgeschildert, sodass du dich eigentlich nie verlaufen kannst. 

 

Manchmal fühlt sich die Wegführung allerdings sehr komisch an. So wird man zum Beispiel etwa 150 Meter vor dem Ortsschild Vorderhornbachs von der Straße auf einen abgelegenen, sehr schmalen "Bergpfad" geleitet. Dieser führt über einen kleinen, zugewucherten Hügel nur um dann 50 Meter hinter dem Ortsschild wieder raus zu kommen. 

Auch typisch für den Lechweg sind die vielen, kleinen Türen und Gatter auf die du überall treffen wirst. Ich konnte teilweise wirklich nicht nachvollziehen, warum jetzt genau an dieser Stelle ein Zaun, beziehungsweise eine Schleuse sein muss. Ich vermute, diese Dinger dienen dazu, die vielen Kühe, die es überall gibt, davon abzuhalten, unkontrolliert durch die Gegend zu laufen. Genau weiß ich es aber nicht. 

 

Obwohl der Weg Lechweg heißt, wirst du, zumindest auf den ersten vier Etappen, deutlich öfter an Bergen und durch Wälder wandern als direkt am Lech entlang. Oft ist der Lech selbst von den Wegen aus überhaupt nicht zu sehen. Ich finde dies zwar ein bisschen schade - die Berge bieten aber auch ein wunderbares Panorama, tolle Ausblicke und schöne, leicht verwunschene Wälder.

 

Von fast jedem Punkt auf den Wanderwegen aus kommst du relativ schnell auch wieder zurück zur Straße. Solltest du also mal nicht mehr können oder aus irgendwelchen anderen Gründen deine Wanderung abbrechen wollen, ist es jederzeit möglich auch mit einem der vielen Busse zu deinem nächsten Ziel zu fahren.

Auf den ersten beiden Etappen triffst du noch auf relativ viele Leute. Wir haben teilweise die selben Gruppen oder Paare vier bis fünf Mal am Tag gesehen und überholt, beziehungsweise wir wurden von ihnen überholt. Später, so ab der dritten, sportlichen Etappe, wird es dann deutlich ruhiger und es sind weniger Leute unterwegs. 

In der Region gibt es auch einige Anbieter, die einen speziellen Service bieten: Wandern ohne Gepäck. Dein Gepäck wird bei deiner Unterkunft abgeholt und zu deinem nächsten Hotel gebracht. Du selbst musst nur einen kleinen Tagesrucksack mit Verpflegung mitnehmen oder wanderst komplett ohne Gepäck.

Unterkünfte

Es ist vorgesehen dass du am Ende jeder Etappe in einer Pension oder einem Hotel übernachtest. Meistens sind diese in einem der kleinen Ferienorte gelegen, die es überall in Tirol gibt. Der Standard ist wie in Österreich üblich sehr hoch. Alles ist sehr sauber, ein herzhaftes Frühstück ist im Preis meistens enthalten und W-Lan gibt es auch überall. 

Ein Doppelzimmer kostet so um die 60 bis 70 Euro pro Nacht. Dazu kommt zusätzlich noch die Kurtaxe und - falls du nur eine Nacht bleibst - ein Kurzzeitzuschlag. Beides zusammen macht in etwa 10 Euro aus. 

Highlights

Wenn du auf der offiziellen Homepage zum Lechweg nachschaust, werden dort massig Sehenswürdigkeiten und Highlights aufgelistet. Auf einer Sechs-Tage-Wandertour hast du aber gar nicht die Möglichkeit alle zu schaffen oder anzuschauen.

Die Highlights, die du als Wanderer quasi im Vorbeigehen mitnehmen kannst, sind natürlich der See, die tolle Natur, die malerischen Wasserfälle, der wunderschöne Blick auf den Lech oder die super Aussicht von den Bergen.

  

Lechweg 

 

Auf deiner Wanderung kommst du auch an ein paar Kirchen und Kapellen vorbei, die im Reiseführer stehen - mich haben diese allerdings nicht so wirklich beeindruckt... ich bin aber auch kein Fan alter Kirchen.

Mein Tipp: Mit der Lechweg Aktiv Card, kannst du viele Attraktionen vergünstigt oder sogar umsonst nutzen. Bus fahren ist mit dieser Karte sogar gratis! Du kannst sie für 1,40 Euro in jeder Unterkunft bekommen. 

Mir persönlich haben der Doser-Wasserall, wo ich auch das Titelbild aufgenommen habe, und die Hängebrücke am besten gefallen. 

Mein Tipp: Wenn du beides, also den Modertal-Wasserfall und die Hängebrücke, anschauen willst, geh zunächst zum Wasserfall und dann zur Brücke. So herum ist der Weg deutlich angenehmer zu laufen als anders.

Packliste

Damit deine Lechwegwanderung zu einem vollen Erfolg wird, möchte ich dir zum Schluss noch ein paar Packtipps mit auf den Weg geben. Ganz wichtig sind die folgenden vier Dinge:

Sonnencreme und Mütze
Teilweise wird dich deine Wanderung über sogenannte Panoramawege führen. Diese bieten eine super Aussicht - aber keinerlei Schutz vor der Sonne. In den Bergen ist es deshalb extrem wichtig, dass du dich ordentlich eincremst und eine Kopfbedeckung dabei hast. 

Mein Tipp: Ich habe natürlich vergessen eine Mütze mitzunehmen. Alternativ dazu kannst du dir auch ein T-Shirt um den Kopf binden. Das sieht nicht sehr schick aus, schützt dich aber vor einem Sonnenstich und verhindert, dass du einen Sonnenbrand im Nacken bekommst.

Genügend Wasser
Speziell wenn die Sonne runterbrennt benötigst du ausreichend Flüssigkeit: Zwei bis drei Liter am Tag stellen das Minimum dar. Ich habe zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Liter pro Tag dabei gehabt und jedes Mal wenn wir zum Mittagessen eingekehrt sind noch eine große Apfelschorle getrunken. 

Mein Tipp: Leg dir eine Opens external link in current windowTrinkblase oder einenOpens external link in current window Camelbak Rucksack zu. Aus dem Schlauch zu trinken ist zwar am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber deutlich bequemer als jedes mal zur Flasche greifen zu müssen. 

Regenschutz
Leider scheint in den Bergen natürlich nicht nur die Sonne. Du solltest deshalb auch eine gute Regenjacke dabei haben. 

Snacks
Obwohl du unterwegs viele Möglichkeiten finden wirst einzukehren, ist es doch ratsam ein paar kleine Snacks mit auf den Weg zu nehmen. Ich persönlich habe jeden Tage eine Packung Corny verputzt. Die Dinger sind super. Sie schmelzen dir nicht weg, sind einzeln verpackt (ok, das ist weniger toll) und lassen sich leicht beim laufen essen.

Last but not least: Dein Rucksack

Viel brauchst du unterwegs nicht. Deshalb ist ein 40+10 Liter Rucksack auch absolut ausreichend, eventuell geht auch eine Nummer kleiner. 

Mein Tipp: Packe deine Klamotten in Opens external link in current windowKompressionsbeutel - damit sparst du viel Platz im Rucksack.

Mein Fazit:

Den Lechweg zu bewandern ist eine sehr schöne, aber teilweise auch sehr anstrengende Erfahrung, die sich aber auf jeden Fall lohnt. 

Gruß,

Felix

 

 


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